Die Geschichte einer Rarität: Mein 1992er Spätburgunder Weißherbst Eiswein vom Weingut Meyer-Näkel, als Bonus die Qualitätsstufen vom Deutschen Wein



Die Geschichte einer Rarität: Mein 1992er Spätburgunder Weißherbst Eiswein vom Weingut Meyer-Näkel

Liebe Weinliebhaber, Feinschmecker und Reisefreudige,

herzlich willkommen zu meinem allerersten Blogbeitrag auf dieser spannenden "Weinreise mit Fressalien und Fernweh"! Ich freue mich riesig, den Startschuss mit einer wahren Rarität zu geben, die nicht nur eine Geschichte, sondern auch viele persönliche Erinnerungen birgt: ein 1992er Spätburgunder Weißherbst Eiswein vom Weingut Meyer-Näkel an der Ahr.

Hier könnt Ihr mein Video auf YouTube anschauen:


Mit über 40 Jahren Erfahrung in der Gastronomie, davon viele als Sommelier in der Sternegastronomie und mit Auszeichnungen wie der des Aral-Schlemmeratlas 1992 als einer der besten Oberkellner Deutschlands, habe ich schon viele besondere Weine kennengelernt. Doch dieser Tropfen ist anders. Er ist nicht nur ein Wein, er ist ein Stück meiner Geschichte und meiner langjährigen Verbundenheit mit dem Weingut Meyer-Näkel, insbesondere mit Werner Näkel und seinem Großvater.

Die Geschichte dieses Weines beginnt weit vor seiner Abfüllung – tatsächlich, als ich ihn noch als „Traubenmost“ kannte, ja, fast schon als „Embryo“! Man muss wissen, dass Eisweine an sich schon eine Seltenheit sind. Die Trauben müssen bei der Ernte gefroren sein, was eine besondere Herausforderung für Winzer darstellt. Doch dieser hier ist noch außergewöhnlicher: Ein Spätburgunder Eiswein, der normalerweise ein Rotwein wäre, aber als Weißherbst ausgebaut wurde. Das ist eine Besonderheit, die damals für Furore sorgte und auch mir die eine oder andere schlaflose Nacht bescherte – aber dazu vielleicht ein andermal mehr 😉.

Ich erinnere mich lebhaft an einen 40. Geburtstag auf dem Weingut, wo Werner und ich – sagen wir mal, in „gelockerter“ Stimmung – Weine durchprobierten. Auch Weine vom Großvater. In jener Nacht kam uns die Idee, mit diesem besonderen Traubenmost zu experimentieren. Wir haben ihn „gepancht“, unter anderem mit einem 64er Spätburgunder von Werners Großvater. Die Geschmackserlebnisse waren einfach wunderbar und absolut unvergesslich.

Die Flasche, die ich hier in den Händen halte, ist nicht nur ein Wein, sie ist ein Zeugnis dieser Zeit. Es ist der 1992er Dernauer Pfarrwingert Spätburgunder Weißherbst Eiswein. Sie ist ein absolutes Unikat und so selten, dass ich fast Angst habe, sie überhaupt anzufassen, geschweige denn zu entkorken! Ich muss zugeben, die Erinnerung an eine frühere Begegnung mit dieser Flaschenform in einem Weinkeller, bei der mir jede zweite Flasche abbrach, lässt mich auch heute noch schmunzeln – und vorsichtig sein.

Dieser Eiswein ist ein absoluter Schatz. Er hat das Potenzial, noch 30 bis 50 Jahre weiter zu reifen und wird mit jedem Jahrgang noch komplexer. Ob er es jemals in meinen gandeshop.de schafft, insbesondere in die Weinraritätenabteilung, ist fraglich. Ein Teil von mir würde ihn am liebsten für immer im eigenen Weinkeller behalten – vielleicht haben meine Erben da eines Tages Glück! 😉

Dieser erste Blogbeitrag ist nur der Anfang unserer Reise. Auf meinem YouTube-Kanal "Fressalien und Fernweh" werde ich diesen Wein in bewegten Bildern vorstellen, und in zukünftigen Podcast-Folgen und Blogbeiträgen werden wir uns weiteren spannenden Weinen, kulinarischen Entdeckungen und Geschichten aus meiner über 40-jährigen Gastronomie-Laufbahn widmen. Wir sprechen über Selbstbestimmung, Weiterentwicklung und natürlich immer wieder über Essen und Wein.

Bleib dran für weitere Einblicke in die Welt, die nur ein Weinflüsterer kennt!

Dein Detlev

 Inhaber von gandeshop.de

Und direkt mal ein wenig Wissen über Deutschen Wein:

Qualitätsstufen des Deutschen Weins

Im deutschen Weinrecht gibt es ein klares System zur Klassifizierung von Weinen, das auf dem Reifegrad der Trauben zum Zeitpunkt der Lese basiert. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Hauptkategorien: Deutscher Wein (ehemals Tafelwein) und Qualitätswein.

1. Deutscher Wein (früher Tafelwein)

Dies ist die Basisstufe des deutschen Weins. Hierfür sind die Anforderungen an die Rebsorte, Herkunft und den Alkoholgehalt am geringsten. Sie dürfen in der Regel nicht nach Herkunftsorten benannt werden, sondern tragen oft Fantasienamen oder die Angabe "Deutscher Wein".

2. Qualitätswein (QbA und Prädikatswein)

Diese Kategorie stellt höhere Anforderungen an die Weine und ist weiter unterteilt:

  • Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (QbA): Diese Weine müssen aus einem der 13 deutschen Anbaugebiete stammen und dürfen nur aus zugelassenen Rebsorten hergestellt werden. Sie müssen bestimmte Mindestanforderungen an das Mostgewicht (also den Zuckergehalt der Trauben) erfüllen und einer amtlichen Qualitätsprüfung unterzogen werden. Chaptalisierung (Zuckerzusatz vor der Gärung zur Erhöhung des Alkoholgehalts) ist hier erlaubt.

  • Prädikatsweine: Dies ist die höchste Qualitätsstufe im deutschen Weinbau. Prädikatsweine müssen ohne jeden Zuckerzusatz (Chaptalisierung) gekeltert werden und zeichnen sich durch einen natürlich hohen Mostgewicht aus. Innerhalb der Prädikatsweine gibt es weitere Abstufungen, die sich nach dem Mostgewicht und der Art der Lese richten:

    • Kabinett: Leichte, feinfruchtige Weine aus reifen Trauben. Sie sind oft trocken oder feinherb ausgebaut.

    • Spätlese: Später gelesene, vollreife Trauben, die intensivere Aromen und mehr Körper aufweisen. Spätlesen können trocken, feinherb oder edelsüß sein.

    • Auslese: Weine aus sehr reifen, oft auch edelfaulen Trauben. Hier werden unreife und kranke Beeren aussortiert. Auslesen sind meist halbtrocken bis edelsüß.

    • Beerenauslese (BA): Edelsüße Weine aus einzeln von Hand ausgelesenen, überreifen und edelfaulen Beeren. Sie sind sehr konzentriert, intensiv im Geschmack und lange lagerfähig.

    • Trockenbeerenauslese (TBA): Die absolute Spitze der Edelsüßen Weine. Hier werden einzelne, rosinenartig eingetrocknete, edelfaule Beeren von Hand geerntet. TBAs sind extrem konzentriert, süß und besitzen eine unglaubliche Aromenvielfalt und Lagerfähigkeit. Sie werden nur in Ausnahmeweinlesejahren produziert.

    • Eiswein: 🧊 Der Eiswein ist eine Besonderheit innerhalb der Prädikatsweine. Er wird aus Trauben gewonnen, die bei der Lese und Kelterung gefroren sein müssen (mindestens -7°C). Dadurch bleibt das Wasser in den Trauben als Eiskristalle zurück, während der konzentrierte Zucker und die Aromastoffe als dickflüssiger Most gepresst werden. Eisweine sind immer edelsüß und zeichnen sich durch eine einzigartige Balance aus Süße, Säure und intensiven Fruchtaromen aus. Sie sind selten, da die Bedingungen für ihre Herstellung nur in wenigen Jahren gegeben sind, und gelten als absolute Spezialität und Gaumenfreude. Das Mostgewicht eines Eisweins muss mindestens dem einer Beerenauslese entsprechen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Je höher das Prädikat, desto reifer waren die Trauben bei der Lese, desto konzentrierter ist der Most und desto höher ist potenziell die Qualität und Komplexität des Weines. Der Eiswein nimmt hier eine besondere Stellung ein, da er durch die Gefrierung eine einzigartige Konzentration und Aromatik erhält, die ihn zu einem Highlight unter den deutschen Prädikatsweinen macht.



 

Kommentare