Detlev's Königsklasse: Das Burgund – Wo der Wein die Wahrheit des Bodens flüstert (und sich von Bordeaux abhebt)! 🍷✨
Detlev's Königsklasse: Das Burgund –
Wo der Wein die Wahrheit des Bodens flüstert
(und sich von Bordeaux abhebt)! 🍷✨
Hallo, liebe Weinfreunde, Terroir-Jäger und alle, die wissen, dass Wein mehr ist als nur Traubensaft! Detlev, euer Weinflüsterer, nimmt euch heute mit auf eine Expedition ins Herz der französischen Weinkultur: das Burgund! Nachdem wir uns im letzten Beitrag den majestätischen Châteaux des Bordeaux gewidmet haben, tauchen wir heute in eine Welt ein, die auf den ersten Blick unscheinbarer, auf den zweiten Blick aber umso faszinierender ist. Hier geht es nicht um Marken, hier geht es um die nackte, unverfälschte Wahrheit des Bodens.
Bereit für eine Reise, die den Unterschied zwischen den Giganten Frankreichs greifbar macht? Dann schnallt euch an!
Burgund vs. Bordeaux: Ein Duell der Philosophie ⚔️🍷
Das ist der Kern der Sache! Während Bordeaux oft als der "Power-Anzug" des französischen Weins gilt – eine perfekt sitzende Cuvée großer Güter – ist Burgund der "maßgeschneiderte Seidenanzug" – elegant, nuanciert und untrennbar mit dem Boden verbunden.
Der Rebsorten-Streit: Monopolie vs. Assemblage:
Burgund: Hier herrscht Monopolie! Fast ausschließlich werden zwei Rebsorten angebaut: Pinot Noir (für Rotwein) und Chardonnay (für Weißwein). Der Winzer glaubt, dass nur diese Sorten die Wahrheit ihres spezifischen Terroirs unverfälscht abbilden können.
Bordeaux: Dort regiert die Assemblage (der Verschnitt)! Man mischt typischerweise Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, um aus den Stärken jeder Sorte einen komplexen Wein zu kreieren, der jedes Jahr eine konsistente Markenidentität hat.
Der Terroir-Fetisch: Climat vs. Château:
Burgund: Hier ist das "Terroir" eine Religion! Es geht um kleinste Parzellen, sogenannte "Climats" (seit 2015 UNESCO-Weltkulturerbe!), die oft nur wenige Quadratmeter umfassen und winzigen Besitzern gehören. Jeder Climat hat seine eigene, einzigartige Kombination aus Boden, Mikroklima und Ausrichtung, die er im Wein ausdrückt. Der Winzer ist hier der "Dolmetscher" des Bodens.
Bordeaux: Der Fokus liegt auf dem Château, dem Weingut als Ganzes. Die Marke, das Anwesen, die Philosophie des Besitzers stehen im Vordergrund. Der Wein wird oft aus Trauben verschiedener Parzellen des Gutes verschnitten.
Das Klassifikations-System: Hierarchie des Bodens vs. Ranking der Güter:
Burgund: Ein komplexes System, das die Qualität des Weinbergs klassifiziert, nicht das Weingut. Es gibt eine klare Pyramide:
Regionale Appellationen (z.B. Bourgogne Rouge/Blanc)
Dorfweine (Village Appellations) (z.B. Gevrey-Chambertin, Meursault, Pommard)
Premier Cru (Spitzenparzellen innerhalb einer Dorfappellation) z.B. für Rotwein, Volnay „Clos des Ducs“, und Meursault „Les Perrières“ für Weißwein
Grand Cru (Die absoluten Top-Lagen, eigenständige Appellationen wie Romanée-Conti, Montrachet oder Corton (Rotwein) bzw. Corton-Charlemagne (Weißwein) – hier steht nur der Lagenname auf dem Etikett!)
Bordeaux: Die 1855er Klassifikation (für Médoc & Sauternes) klassifiziert die Châteaux (Weingüter) selbst und teilt sie in Klassen ein (Premier Cru Classé bis Cinquième Cru Classé). Sie ist statisch und unveränderlich (bis auf die eine Ausnahme von Mouton Rothschild!).
Besitzstruktur: Fragmentierung vs. Großgrundbesitz:
Burgund: Historisch bedingt (Französische Revolution und Erbteilung) ist der Besitz extrem fragmentiert. Ein Grand Cru Weinberg kann Dutzende von Besitzern haben, die jeweils nur wenige Reihen Reben besitzen. Das führt zu vielen kleinen Produzenten und sehr hohen Preisen für kleinste Mengen.
Bordeaux: Hier dominieren große Châteaux, oft im Besitz reicher Familien oder Konzerne, die über Hunderte von Hektar verfügen.
Der entscheidende Klima-Unterschied: Atlantik vs. Kontinentalität:
Bordeaux: Profitiert stark vom maritimen Klima des Atlantiks. Das bedeutet mildere Winter, kühlere Sommer und eine höhere Luftfeuchtigkeit. Die Nähe zum Meer und zu den Flussmündungen sorgt für mäßigende Einflüsse, die die Reifephase der Trauben verlängern und eine gleichmäßigere Reifung ermöglichen. Die höhere Feuchtigkeit begünstigt auch die Edelfäule für die Süßweine in Sauternes.
Burgund: Hat ein ausgeprägtes kontinentales Klima. Die Winter sind kälter, die Sommer heißer und es gibt extremere Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Das Risiko von Spätfrösten im Frühjahr und Hagel im Sommer ist deutlich höher. Diese Bedingungen sind herausfordernder, aber sie forcieren auch eine schnellere und oft intensivere Reifung, was zu Weinen mit ausgeprägter Säure und vielschichtigen Aromen führt, die das jeweilige Terroir klar widerspiegeln. Der kontinentale Einfluss ist auch ein Grund, warum hier die Rebsortenwahl auf Pinot Noir und Chardonnay beschränkt ist, die mit diesen Bedingungen gut zurechtkommen.
Eine tiefe Geschichte: Der Einfluss der Mönche und Herzöge 📜👑
Die Weinbaugeschichte Burgunds reicht bis zu den Römern zurück, aber die wahren Architekten des burgundischen Terroirs waren die Mönche.
Zisterzienser und Benediktiner: Ab dem 10. Jahrhundert legten Mönchsorden wie die Zisterzienser (aus dem Kloster Cîteaux) und die Benediktiner (aus Cluny) systematisch Weinberge an. Sie waren die ersten, die die Böden akribisch studierten und die Bedeutung der kleinsten Parzellen (Climats) erkannten. Sie erkannten, dass ein Weinberg oberhalb des Klosters einen anderen Wein hervorbrachte als einer weiter unten. Dieses Wissen ist das Fundament des Terroir-Gedankens.
Herzöge von Burgund: Später, im Mittelalter, waren die Herzöge von Burgund mächtige Förderer des Weinbaus. Sie förderten den Pinot Noir und legten Qualitätsstandards fest.
Französische Revolution: Ein tiefgreifendes Ereignis, das zur Zerstückelung der klösterlichen und adligen Weinberge führte. Die Parzellen wurden versteigert und unter vielen Kleinbauern aufgeteilt – die Ursache für die heutige extreme Fragmentierung des Besitzes.
Der Kampf um die Rebsorten: Im Mittelalter gab es tatsächlich auch Gamay im Burgund. Doch ein berühmter Erlass des Herzogs Philipp des Kühnen im Jahr 1395 verbot den Anbau von Gamay und legte fest, dass nur noch Pinot Noir angebaut werden sollte, da dieser edler sei. Eine frühe Qualitätspolitik, die den Pinot Noir als König des Burgunds zementierte! 👑
Die Top-Gebiete: Burgunds Wein-Hierarchie im Detail 🌍🍇
Burgund erstreckt sich über 300 Kilometer von Chablis im Norden bis Mâcon im Süden. Die wichtigsten Gebiete sind:
1. Chablis: Der reine Chardonnay-Ausdruck 🥂🐚
Lage & Besonderheit: Ganz im Norden Burgunds, geografisch isoliert. Hier geht es um puristischen Chardonnay, der nicht im Holzfass ausgebaut wird und eine einzigartige Mineralität besitzt.
Klima: Kühl, kontinental, mit Spätfrostgefahr.
Böden: Der berühmte Kimmeridgium-Kalkstein, voller winziger fossiler Austernschalen, der den Weinen ihre einzigartige mineralische, fast jodige Note verleiht.
Charakter: Knackig, frisch, mit Aromen von grünem Apfel, Zitrus und einer ausgeprägten Feuerstein-Mineralität ("pierre à fusil").
2. Côte de Nuits: Das Reich des Pinot Noir 🍷⛰️
Lage & Besonderheit: Nördlicher Teil der Côte d'Or. Die Heimat der mächtigsten und langlebigsten Pinot Noir-Weine der Welt. Hier reihen sich die berühmtesten Grand Crus aneinander.
Böden: Überwiegend Kalkstein und Mergel.
Bekannte Dörfer/Grand Crus:
Gevrey-Chambertin: Kraftvolle, maskuline Weine. Grand Crus: Chambertin, Clos de Bèze.
Vougeot: Fast komplett im Besitz des Château du Clos de Vougeot.
Vosne-Romanée: Das Herzstück, für Weine von unglaublicher Eleganz und Finesse. Heimat der Grand Crus Romanée-Conti, La Tâche.
Nuits-Saint-Georges: Oft herzhaftere, erdige Weine.
Charakter: Pinot Noir von hier ist komplex, strukturiert, mit Aromen von roten und dunklen Beeren, Veilchen, Unterholz und oft würzigen Noten.
3. Côte de Beaune: Eleganz in Rot und Weiß 🍎🍓
Lage & Besonderheit: Südlicher Teil der Côte d'Or. Produziert sowohl herausragende Pinot Noir-Weine als auch die weltbesten Chardonnays.
Böden: Vielfältiger als in der Côte de Nuits, mit mehr Kalkstein für die Weißweine.
Bekannte Dörfer/Grand Crus (Rot):
Pommard: Kraftvolle, feste Pinot Noirs.
Volnay: Elegantere, seidigere Pinot Noirs.
Bekannte Dörfer/Grand Crus (Weiß):
Meursault: Reichhaltige, cremige Chardonnays mit Nussigkeit und Schmelz.
Puligny-Montrachet & Chassagne-Montrachet: Die absolute Spitze der Chardonnay-Welt. Grand Crus: Montrachet, Chevalier-Montrachet, Bâtard-Montrachet und Corton-Charlemagne. Mineralisch, komplex und extrem langlebig.
Charakter: Weiße Burgunder von hier sind oft von unglaublicher Tiefe, Mineralität und Eleganz, oft mit Holzausbau. Rote sind finessenreich und zugänglich.
4. Côte Chalonnaise: Qualität zum Entdecken 💰🥂
Lage & Besonderheit: Südlich der Côte de Beaune. Hier findet man Weine, die oft ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, ohne das Renommee der Côte d'Or.
Bekannte Dörfer: Mercurey, Givry (Rotweine), Rully, Montagny (Weißweine).
Charakter: Zugänglichere Pinot Noirs und Chardonnays, oft fruchtbetont und charmant.
5. Mâconnais: Sonniger Chardonnay für jeden Tag ☀️🌿
Lage & Besonderheit: Südlichstes Gebiet Burgunds. Bekannt für seine zugänglichen, oft fruchtbetonten Chardonnays.
Bekannte Dörfer: Pouilly-Fuissé, Saint-Véran, Viré-Clessé.
Charakter: Chardonnays, die oft ohne Holz ausgebaut werden, sind frisch, floral und fruchtig, perfekt für den unkomplizierten Genuss.
Burgunds Winzer-Legenden: Die Hüter des Terroirs 🧑🌾🌟
Im Burgund gibt es keine "Châteaux" im Bordeaux-Sinne, sondern "Domaines" – oft kleine Familienbetriebe, die nur wenige Hektar besitzen. Viele sind zu Legenden geworden:
Domaine de la Romanée-Conti (Vosne-Romanée): Der absolute Mythos, der teuerste Wein der Welt, Inbegriff des Pinot Noir.
Domaine Leroy (Vosne-Romanée): Ein weiterer Kultproduzent, bekannt für seine biodynamischen Weine und extreme Qualität.
Armand Rousseau (Gevrey-Chambertin): Eine Legende für kraftvolle, langlebige Chambertin.
Domaine Leflaive (Puligny-Montrachet): Eine Ikone für die größten weißen Burgunder.
Coche-Dury (Meursault): Ein weiterer Star für Weißwein, extrem gesucht und teuer.
Comte Georges de Vogüé (Chambolle-Musigny): Für elegante, raffinierte Pinot Noirs.
Detlev's Fazit: Burgund ist ein Weinland der Extreme: Extrem fragmentiert, extrem teuer an der Spitze, aber auch extrem faszinierend. Hier dreht sich alles um die feinen Nuancen des Bodens, die Magie der einzelnen Rebsorten und die Kunst des Winzers, das Terroir unverfälscht ins Glas zu bringen. Es ist ein Gebiet, das Geduld und Verständnis fordert, aber mit unvergleichlichen Erlebnissen belohnt.
In diesem Sinne: Zum Wohl auf die Wahrheit im Boden!
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Euer Detlev, der Weinflüsterer. 🥂✨
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