Ursprung des Ursprungs: Wie der Wein seine Heimat fand 📜🍇


Ursprung des Ursprungs: 

Wie der Wein seine Heimat fand 📜🍇

Hallo, meine Lieben, ihr Geschichts-Detektive und Zeitreisenden im Glas! 👋

Wir alle haben die offizielle Geschichte im Kopf: Ein portugiesischer Edelmann, der Marquês de Pombal, erfindet 1756 die Herkunftsbezeichnung, um den legendären Portwein zu schützen. Ende der Geschichte? Nö, nicht bei uns! Denn wie immer steckt die Wahrheit tiefer im Glas. Wir tauchen heute ab in eine Zeit voller Kriege, Intrigen und knallharter Geschäfte, um den wahren Ursprung des Ursprungs zu finden. Schnallt euch an! 😉 Und hier noch einen Gutscheincode für meine Weinraritäten

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Der Methuen-Vertrag: Als England Portwein entdeckte (aus der Not heraus) 

Wir schreiben das Jahr 1705. England und Frankreich sind mal wieder "in den Haaren" – der Spanische Erbfolgekrieg tobt. Französischer Wein, der damals auf der Insel der absolute Renner war, ist plötzlich nicht mehr verfügbar. Ein Drama! 😭 Doch die Engländer, die ein Faible für guten Wein und pragmatische Lösungen haben, finden einen neuen Handelspartner: Portugal.

1703 ratifizieren England und Portugal den berühmten Methuen-Vertrag. Dieser besagte im Grunde: England kauft massenhaft portugiesischen Wein zu Spottpreisen, und im Gegenzug muss Portugal englische Textilien einführen. Ein Deal, der auf dem Papier genial aussah. Das führte zu einem regelrechten Pflanzfieber im Douro-Tal. Die Winzer kamen mit der Nachfrage kaum hinterher, die Qualität litt, und plötzlich wurde mehr "Wein" gehandelt, als es Trauben gab.

Die Gaumen der Engländer sind aber nicht so leicht zu täuschen. Als der Krieg 1713 mit dem Frieden von Utrecht endet, flutet wieder feinster Bordeaux-Wein die englischen Keller. Die Preise für den portugiesischen Wein fallen ins Bodenlose. Das Douro-Tal steht vor der Pleite!

Tavel: Der französische Winzer-Rebell erfindet die Bürokratie ✍️

Während im Douro das Chaos ausbrach, passierte in einem kleinen südfranzösischen Dorf namens Tavel etwas, das die Weinhistorie still und heimlich umschrieb. Ein findiger Weinschreiber fand ein Dokument aus dem Jahr 1716. Darin stand, dass "fremde" Ernten und Weine eingeführt wurden, die den Ruf des echten, guten Tavel-Weins ruinierten.

Kurzerhand schlug er vor, sich mit den Nachbardörfern Lirac und Roquemaure zusammenzutun, um die "Echtheit" ihrer Weine zu schützen. Das war ein genialer Schachzug! Ab 1737 wurde dieser Vorstoß sogar mit dem königlichen Siegel versehen. Künftig durften diese Dörfer der Côte du Rhône die Buchstaben C.d.R. in ihre Fässer brennen, um die Authentizität zu garantieren. Ein kleines, französisches Dorf war fast 40 Jahre vor dem großen Marquês de Pombal auf die Idee der geschützten Herkunft gekommen!



Das wahre Genie: Das Bewusstsein für Terroir

Was wir aber aus all dem lernen, ist, dass nicht eine einzelne Person die Herkunftsbezeichnung erfunden hat. Die Idee schlummerte schon seit Jahrzehnten in den Köpfen der Genussmenschen.

Schon 1677 hatte der Philosoph John Locke ( durch Anklicken, kommt Ihr auf einen überaus interessanten Wikipedia Artikel über das Leben von John Locke) das Château Haut-Brion besucht und staunend seine Böden beschrieben. Er hielt fest, dass diese dem Wein seine Besonderheit verleihen – und prägte damit unbewusst den Begriff des Terroirs (eines der coolsten Wörter im Wein-Universum!). 50 Jahre später trank man in London nicht mehr nur anonymen "Claret", sondern Weine mit klangvollen Namen wie Haut-Brion, Margaux, Lafite und Latour.

Die Menschen hatten also längst begriffen, dass die Herkunft über die Qualität entscheidet. Die staatlichen Regelungen ab Mitte des 18. Jahrhunderts waren nur die logische Konsequenz.

Fazit: Der Ursprung des Ursprungs ist keine einzelne Erfindung, sondern eine faszinierende Geschichte aus Handel, Kriegen und dem Erwachen eines Bewusstseins für das, was guten Wein wirklich ausmacht: seine einzigartige Heimat. 🏡🍷

In diesem Sinne: Stoßt an auf die Weine mit einer Geschichte! 🥂 

Detlev, Euer Weinflüsterer

Inhaber vom gandeshop.de

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