Detlev, der Weinflüsterer meint: Jahrgangsbewertungen im Wandel: Zwischen Klimawandel, Punktekultur und purem Genuss

 


Jahrgangsbewertungen im Wandel: Zwischen Klimawandel, Punktekultur und purem Genuss

1. Einleitung: Wenn der Flaschengeist zu flüstern beginnt

1.1 Die Paradoxie der modernen Weinkultur

Die Welt des Weins scheint von einem fundamentalen Paradoxon geprägt zu sein, das sich zunehmend verschärft. Auf der einen Seite steht eine hoch spezialisierte Fachwelt, die jeden Tropfen bis auf die letzte Nuance seziert, ihn mit Zahlensystemen bewertet und über ihn in einer Sprache diskutiert, die oft nur Eingeweihte verstehen. Diese Dynamik wurde treffend in der Fachzeitschrift Vinum auf den Punkt gebracht, als in einem Artikel die Frage gestellt wurde: «Warmer Jahrgang = Jahrhundertwein? Dieser Quatsch muss aufhören».1 Diese provokante Überschrift offenbart eine wachsende Frustration über traditionelle Bewertungsmaßstäbe, die in Zeiten des Klimawandels an Gültigkeit verlieren.

Auf der anderen Seite steht die überwiegende Mehrheit der Weintrinkenden. Es handelt sich um Menschen, die Wein als kulturelles Gut, als Genussmittel und als Begleiter für gesellige Anlässe schätzen. Für diese "Normalos" spielen die feinen Nuancen zwischen 85 und 87 Punkten oft keine Rolle. Sie suchen schlicht nach einer Flasche, die ihnen persönlich Freude bereitet. Das Ziel dieser Analyse ist es, diese beiden Welten miteinander zu verbinden. Der Bericht taucht tief in die komplexen Mechanismen ein, die den modernen Weinbau prägen – vom Wandel des Klimas über die Macht der Punktesysteme bis hin zum Einfluss von Prominenten –, um am Ende wieder zum Kern des Themas zurückzukehren: der puren Freude am Genuss.

1.2 Der Weinflüsterer-Kodex

Der wahre Wert eines Weins lässt sich nicht in einer einzigen Ziffer zusammenfassen. Er liegt in der Essenz der Natur, der handwerklichen Kunstfertigkeit des Winzers und dem Moment des Konsums. Der vorliegende Report versteht sich als eine Brücke, die von den technischen und wirtschaftlichen Realitäten des Weinbaus zum philosophischen Akt des Trinkens führt. Zuerst wird die neue Definition von Qualität im Weinberg beleuchtet, die sich aus den unaufhaltsamen Folgen des Klimawandels ergibt. Anschließend wird das System der Weinbewertungen kritisch hinterfragt, wobei sowohl dessen Nutzen als auch seine Limitationen beleuchtet werden. Zum Schluss wird der Hype um Promi-Weine analysiert, um zu zeigen, wie Authentizität und Marketing voneinander unterschieden werden können. Die Reise führt von der Komplexität des Fachgebiets zu einer einfachen, aber tiefgreifenden Schlussfolgerung: Ein guter Wein ist einer, der dem Trinkenden schmeckt.

2. Der Klimawandel im Weinberg: Wie ein warmer Jahrgang die Regeln ändert

2.1 Die neue Definition des Jahrgangs

Die Vorstellung, dass ein warmer, sonnenreicher Jahrgang unweigerlich einen „Jahrhundertwein“ hervorbringt, war lange Zeit ein unumstößliches Dogma in der Weinwelt. Doch dieser Gedanke gehört heute der Vergangenheit an. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau haben diese einfache Gleichung grundlegend verändert. Steigende Durchschnittstemperaturen führen zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode und beschleunigen die Reifung der Trauben erheblich. Dies hat zur Folge, dass die Lese, die in den 1960er und 1970er Jahren oft erst Mitte bis Ende Oktober stattfand, heute vielfach bereits Mitte bis Ende September beginnt.

Die schnellere Reife führt zu einem höheren Zuckergehalt und damit zu höheren Alkoholwerten im Wein, die heute häufig zwischen 13 und 15 Prozent liegen.4 Gleichzeitig sinkt der Säuregehalt, was zu einem Verlust an Frische und Spritzigkeit führt.4 Weine aus solchen warmen Jahrgängen werden von Experten oft als „kopfig“ und „heiß“ beschrieben 4 oder gar als „pomadig“ empfunden, selbst bei traditionell für Frische bekannten Sorten wie Riesling.1

Dies führt zu einer fundamentalen Verschiebung des Qualitätsgedankens. Während früher die Natur, also der Jahrgang selbst, die primäre Rolle für die Qualität spielte, ist es heute die Fähigkeit des Winzers, auf die Herausforderungen des Jahres zu reagieren und sich anzupassen. Der Erfolg eines Weins hängt nicht mehr allein vom Wetter ab, sondern von der Kunst, dem Fachwissen und der vorausschauenden Planung des Weinbaubetriebs. Ein herausfordernder Jahrgang, der durch Spätfrost und Pilzkrankheiten gekennzeichnet ist, kann dennoch Weine von „sehr guter Qualität“ hervorbringen, wie es im Jahrgang 2024 an der Ahr der Fall war, auch wenn die Erntemenge drastisch reduziert war. Diese Entwicklung macht deutlich, dass die traditionelle Jahrgangsbewertung als alleiniges Qualitätskriterium überholt ist.

2.2 Weinbau am Limit: Die konkreten Herausforderungen der Natur

Der Weinbau ist zu einem Wettlauf gegen die extremen Launen des Wetters geworden. Die frühere Rebblüte, eine direkte Folge des Temperaturanstiegs, erhöht das Risiko von Spätfrösten, die verheerende Schäden anrichten können. Lange Hitze- und Trockenperioden setzen die Reben stark unter Stress. Während Bewässerungssysteme eine Lösung bieten, sind sie kostspielig und nicht überall verfügbar. Extreme Niederschläge in kurzer Zeit, wie Starkregen, fördern wiederum Pilzkrankheiten wie Mehltau, was zu Ernteausfällen und Fehlnoten im Wein führen kann.

Diese Herausforderungen sind keine Einzelfälle mehr, sondern Teil eines neuen Normalzustands. Der Jahrgang 2024 an der Ahr illustriert dies eindrucksvoll: Spätfröste führten zu „mächtigen Frostschäden“, und ein nasser Sommer mit hohem Infektionsdruck zwang die Winzer zu vermehrten Einsätzen, was zu einem Einbruch der Ernte um 64 Prozent führte. Gleichzeitig stieg die

CO₂-Konzentration in der Luft, was sich ebenfalls auf die Abwehrkraft der Reben auswirkt. Die Winzer sehen sich gezwungen, ständig auf neue Wetterlagen zu reagieren.

2.3 Die Winzer als Visionäre: Strategien der Anpassung

Angesichts dieser Herausforderungen haben Winzer und Forschungseinrichtungen innovative Anpassungsstrategien entwickelt. Gegen Spätfröste kommen neben traditionellen Heizkerzen moderne Frostschutzberegnung und Windmaschinen zum Einsatz, die Inversionslagen aufbrechen. Im Kampf gegen Pilzbefall gewinnen neu gezüchtete, pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PiWis) zunehmend an Bedeutung, da sie den Einsatz von Fungiziden reduzieren.

Die Anpassung beschränkt sich jedoch nicht auf technische Hilfsmittel. Die Weinbranche hat auch begonnen, traditionelle Anbaumethoden neu zu bewerten. Die Wiederbelebung brachliegender Weinberge in höheren, kühleren Lagen ist eine empfohlene Strategie, da diese Standorte weniger anfällig für Hitze und Trockenheit sind. Dieses Vorgehen stellt eine bewusste Abkehr von der bisherigen Suche nach den wärmsten Lagen dar. Projekte wie „Mosel-AdapTiV“ verdeutlichen, dass eine erfolgreiche Klimaanpassung eine koordinierte Anstrengung auf regionaler Ebene erfordert, die Winzer, Tourismusakteure und Kommunen vernetzt.6 Längerfristige, systemische Ansätze, wie der Umbau zu Terrassenbau, werden diskutiert, um den Abfluss von Regenwasser zu verlangsamen und gleichzeitig Wassermangel zu mindern.

Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Herausforderungen und die darauf folgenden Anpassungsstrategien zusammen:

Klimatische HerausforderungAuswirkungen auf den WeinbauAnpassungsstrategien der Winzer
Frühe BlüteErhöhtes Risiko von Spätfrösten, was Ernteverluste zur Folge hat

Einsatz von Frostschutzberegnung und Windmaschinen zur Bekämpfung der Kälte 

Längere Hitzeperioden und extreme Trockenheit

Belastung der Reben, physiologische Reife der Trauben ist suboptimal, Weine werden "kopfig" und "heiß" 

Nutzung von Bewässerungssystemen (sofern verfügbar); Anbau in höheren, kühleren Lagen 

Starkregenereignisse und erhöhte Feuchtigkeit

Förderung von Pilzkrankheiten wie Mehltau, was zu Fehlaromen und Ernteausfällen führen kann 3

Anbau von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PiWis); präventive Maßnahmen und gezielte Laubarbeit 

Erhöhte Durchschnittstemperatur

Frühere Reife, höherer Zucker- und Alkoholgehalt, geringere Säure, Verlust an Frische 

Verlagerung des Anbaus in nördlichere Regionen und höhere Lagen; Anpassung der Sortenwahl 

3. Die Tyrannisierung der Punkte: Orientierungshilfe oder Dogma?

3.1 Das 100-Punkte-System unter der Lupe

Weinbewertungen und Punktesysteme haben sich zu einem festen Bestandteil der globalen Weinkultur entwickelt. Das bekannteste ist zweifellos das von Robert Parker popularisierte 100-Punkte-System. Es bietet einen scheinbar objektiven Rahmen zur Einordnung der Qualität eines Weins. Gemäß diesem System gelten Weine mit 80 bis 84 Punkten als „gut“, während 85 bis 89 Punkte für „sehr gut“ stehen. Erst ab 90 Punkten wird ein Wein als „hervorragend“ und bei 96 bis 100 Punkten als „außerordentlich“ eingestuft. Derartige Bewertungen werden durch andere Systeme ergänzt, wie beispielsweise die 20-Punkte-Skala oder die Verwendung von Sternen und Kronen. Die Grundlage dieser Bewertungen sind detaillierte Verkostungsnotizen, die Faktoren wie das Aroma, die Süße, die Säure und den Körper des Weins berücksichtigen.

3.2 Die Vorzüge der Zahlen

Trotz aller Kritik erfüllen Punktesysteme eine wichtige Funktion. Für Weineinsteiger, die sich in der schier endlosen Vielfalt der Rebsorten und Anbaugebiete orientieren müssen, dienen die Bewertungen als erste, einfache Orientierungshilfe. Sie können helfen, qualitativ hochwertige Weine zu identifizieren, die frei von grundlegenden Fehlern sind und eine harmonische Struktur aufweisen. Für Winzer und Händler haben hohe Punktzahlen einen nachweislich positiven Einfluss auf den Markt. Ein mit 96 Punkten bewerteter Wein kann seinen Preis mitunter verdoppeln. Die Kombination aus einer quantitativen Punktzahl und einer detaillierten Beschreibung vermittelt ein umfassenderes Bild eines Weins als eine bloße qualitative Beurteilung allein. Die Zahl bietet Klarheit und Vergleichbarkeit, während die Beschreibung den Charakter und die Stilistik beleuchtet und dabei hilft, das Preis-Leistungs-Verhältnis einzuordnen.

3.3 Die Gefahren der Fixierung

Eine übermäßige Fixierung auf die Punktzahl birgt jedoch erhebliche Risiken. Eine Einzelbewertung ist immer nur eine von vielen Informationsquellen und sollte nicht dogmatisch als einziges Kriterium herangezogen werden. Die Subjektivität eines Verkosters spielt eine große Rolle, und es können Zweifel aufkommen, ob eine Bewertung wirklich objektiv oder möglicherweise durch finanzielle Anreize beeinflusst wurde. Darüber hinaus können sich Winzer, die auf den globalen Markt abzielen, unter Druck gesetzt fühlen, Weine zu produzieren, die den Vorlieben einflussreicher Kritiker entsprechen. Dies kann zu einer Homogenisierung des Weinstils führen, bei der einzigartige Weine, die ihr Terroir widerspiegeln, zugunsten von „Parker-freundlichen“ Blockbuster-Weinen mit hohem Alkoholgehalt und starker Fruchtexpression vernachlässigt werden. Das System, das eigentlich die Qualität identifizieren soll, kann unbeabsichtigt dazu führen, dass Weine ihre Einzigartigkeit verlieren.

Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die Logik und die verschiedenen Systeme der Weinbewertung:

BewertungssystemScore-BereichBedeutungWichtigste Quelle(n)
100-Punkte-Skala96-100 PunkteAußerordentlich

Robert Parker, Wine Spectator, Falstaff, James Suckling 9

90-95 PunkteHervorragend
85-89 PunkteSehr gut
80-84 PunkteGut
20-Punkte-Skala17,5-20 PunkteAußerordentlich

Jancis Robinson, Gault & Millau 10

15-17,4 PunkteHervorragend
12,5-14,9 PunkteSehr gut
10-12,4 PunkteGut
Andere SystemeSterne, Kronen, etc.Bieten einfache, leicht verständliche Orientierung

Verschiedene Weinführer und Magazine 10

4. Die Promi-Cuvée und das Götter-Marketing: Wenn Hype den Preis bestimmt

4.1 Von Musikern und Fußballern

Der Trend, dass Prominente in das Weingeschäft einsteigen, ist nicht neu, hat aber in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Die Motive und die dahinterstehende Qualität variieren dabei stark. Auf der einen Seite gibt es Projekte, die auf echter Leidenschaft und Expertise basieren. Ein prominentes Beispiel ist Günther Jauch, der mit der Übernahme des Weinguts von Othegraven eine Familientradition fortführt. Er ist nicht selbst der Winzer, sondern überlässt das Handwerk dem Experten Andreas Barth. Der Erfolg seiner Weine, die mit 16 Punkten bewertet werden, beweist, dass es sich um ein echtes, auf Qualität bedachtes Leidenschaftsprojekt handelt. Auch der Musiker Sting, der mit seiner Frau Trudie Styler das Weingut Il Palagio in der Toskana betreibt, legt großen Wert auf nachhaltigen und biologischen Anbau. Seine Weine, die professionelle Bewertungen von 14,5 Punkten erhalten, tragen die Handschrift des Spitzenönologen Paolo Caciorgna.

Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Marketingprojekte, die den Glamour-Faktor der prominenten Namen nutzen. Das Label „III FREUNDE“ von Joko Winterscheidt und Matthias Schweighöfer ist ein Beispiel für einen modernen, zugänglichen Ansatz, der sich an ein breites Publikum richtet. Auch wenn die Winzerin Juliane Eller das Team verlassen hat, bleibt das Konzept von unkomplizierten, veganen Weinen bestehen, die eine neue Weinkultur vermitteln. Fußballstars wie Mats Hummels haben sich für ihren Wein "Herbstmeister" mit bekannten Pfälzer Spitzenwinzern zusammengetan, um ein hochwertiges Produkt zu schaffen. Prominente wie Gianna Nannini, Francis Ford Coppola oder Andres Iniesta besitzen ebenfalls eigene Weingüter.

4.2 Die Botschaft auf der Flasche: Wie Hype und Qualität sich mischen

Das Phänomen der Promi-Weine ist eine perfekte Manifestation der Hype-Kultur. Die entscheidende Frage, die sich dem Konsumenten stellt, ist, ob der Preis die Qualität rechtfertigt oder ob der berühmte Name lediglich einen Aufpreis bedeutet. Die Antwort liegt in der genauen Betrachtung des Projekts hinter der Marke. Der wahre Wert eines solchen Weins wird nicht durch die Berühmtheit des Gesichts auf dem Etikett bestimmt, sondern durch die Professionalität des Weinmachers und die grundlegende Philosophie des Projekts. Projekte, die auf die Zusammenarbeit mit anerkannten Weinexperten setzen, wie es bei Günther Jauch oder Sting der Fall ist, zeigen eine ernsthafte Absicht, ein Qualitätsprodukt zu schaffen. Andere Projekte, die sich auf ein klar definiertes Konzept konzentrieren, wie die zugängliche und unkomplizierte Stilistik von „III FREUNDE“, bieten einen Mehrwert jenseits des reinen Geschmacks.

Die Beteiligung eines Prominenten kann somit ein positiver Indikator für ein spannendes und leidenschaftliches Projekt sein. Sie kann als Türöffner dienen und Weingenuss auch einem Publikum näherbringen, das sich sonst nicht mit dem Thema befasst hätte. Es ist jedoch unerlässlich, über den berühmten Namen auf dem Etikett hinauszublicken und die tatsächliche Person, die Handwerkskunst und die Geschichte dahinter zu erkennen. Der Kaufentscheid sollte nicht vom Promi-Bonus, sondern von der Authentizität und der Substanz des Weins abhängen.

Die folgende Tabelle bietet eine differenzierte Betrachtung des Promi-Wein-Marktes:

Prominenter/ProjektWinzer/PartnerProfessionelle EinschätzungQualitative Bewertung & Fazit
Günther Jauch (von Othegraven)Andreas Barth (Weinmacher)

„Sehr fein gearbeitet, gute Mineralität, Länge und Eleganz“ 16 Punkte

Ein aufrichtiges Leidenschaftsprojekt, das auch ohne den Promi-Bonus als qualitativ hochwertig gilt 

Sting (Il Palagio)Paolo Caciorgna (Önologe) & Daniel O'Donnell (Winzer)

„Smooth and balanced“; 14,5 Punkte 

Biologischer und biodynamischer Weinbau; Marketing mit Substanz durch ökologisches Engagement und musikalische Anspielungen 

Joko Winterscheidt & Matthias Schweighöfer (III FREUNDE)Juliane Eller (ehemalige Winzerin)Fokus auf moderne, unkomplizierte Stilistik

Sympathische und bodenständige Marke, die Wein zugänglich machen will; Authentizität durch klaren Ansatz 

Mats Hummels, Robin Gosens & Christoph Kramer (Herbstmeister)Philipp Kuhn & Hans Oliver SpanierZiel: „Spitzenwein“, nicht „für die Masse“

Projekt, das aus der gemeinsamen Begeisterung für Wein entstand; klare Ansage gegen den Massenmarkt 

5. Das Fazit des Weinflüsterers: Zurück zum puren Genuss

5.1 Genießen statt Diskutieren

Die Analyse hat gezeigt, dass die Weinwelt komplexer ist, als es auf den ersten Blick scheint. Die alte Gleichung von „warmem Jahrgang“ und „Jahrhundertwein“ ist durch den Klimawandel hinfällig geworden. Gleichzeitig bieten Punktesysteme eine nützliche Orientierung, die jedoch nicht zum Dogma erhoben werden darf. Der größte Hype und die teuersten Etiketten sind bedeutungslos, wenn der Inhalt nicht schmeckt. Das einzig wahre und universelle Kriterium für einen guten Wein ist das persönliche Empfinden. Die Qualität eines Weins ist immer nur eine „Momentaufnahme und subjektiv“, wie Experten betonen. Es gibt daher keinen Grund, einen Wein „bis zum letzten Punkt auszudiskutieren“, wenn man ihn einfach nur genießen kann.

5.2 Der Wert eines Winzers

Die modernen Winzer sind mehr denn je Visionäre, die gegen die unberechenbaren Kräfte des Klimas ankämpfen. Sie investieren in neue Rebsorten, passen ihre Anbaumethoden an und suchen nach innovativen Lösungen, um die Qualität ihrer Weine zu sichern. Das Handwerk des Weinmachens ist eine aufwendige und hingebungsvolle Tätigkeit, die den Einsatz von Wissen, Erfahrung und großer Leidenschaft erfordert. Wenn der Konsument bereit ist, „zwei Euro mehr auszulegen“, ist dies nicht nur eine Investition in ein besseres Produkt, sondern auch eine Anerkennung der enormen Mühen, die ein Winzer auf sich nimmt, um einen hervorragenden Wein zu erzeugen. Es ist eine Wertschätzung für die Arbeit, die oft im Hintergrund bleibt, aber den wahren Wert des Weins ausmacht.

5.3 Praktische Tipps für den Normalo

Der Weg zu einem genussvollen Weintrinker führt nicht über das Auswendiglernen von Punktetabellen, sondern über das Ausprobieren und die eigene Erfahrung. Wer seinen persönlichen Geschmack finden möchte, sollte verschiedene Weine probieren, ohne sich von Bewertungen leiten zu lassen. Es empfiehlt sich, auf die grundlegenden Komponenten des Weins zu achten – Säure, Frucht und Tannine – und zu entdecken, welche Stilistik den eigenen Vorlieben am besten entspricht.

Die vertrauensvollste Quelle für gute Weine ist oft der direkte Kontakt mit einem sachkundigen Weinhändler, einem Sommelier oder der Besuch von Weinproben.13 Eine gute Orientierung bieten auch sorgfältig zusammengestellte Probierpakete, die es ermöglichen, verschiedene Weine in Ruhe zu Hause zu verkosten. Das Etikett selbst bietet oft mehr verlässliche Informationen als eine Punktzahl, indem es die Herkunft, die Rebsorte und den Erzeuger nennt. Der Weingenuss ist keine exklusive Angelegenheit für Experten, sondern ein weitläufiges Feld für jeden, der mit Offenheit und Neugier erkunden möchte. Die einzige Bewertung, die am Ende zählt, ist das eigene, ungetrübte Urteil am Gaumen.

Euer Detlev, der Weinflüsterer

Inhaber vom gandeshop.de

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