Ein Mann, der Wein-Geschichte schrieb: Abschied von Werner Näkel




Ein Mann, der Wein-Geschichte schrieb: Abschied von Werner Näkel

Manche Menschen formen eine ganze Ära, ohne viel Aufhebens zu machen. Werner Näkel, der große Visionär von der Ahr, war genau so ein Mensch. Am vergangenen Samstag ist er im Alter von 72 Jahren verstorben und hat eine Lücke hinterlassen, die nicht so leicht zu füllen sein wird – weder im Glas, noch in unseren Herzen.

Werner war nicht nur ein Winzer, er war der Architekt der deutschen Rotwein-Revolution. Als ich ihn in den 90er-Jahren kennenlernen durfte, war er schon längst kein einfacher Winzer mehr. Damals war der Wein von der Ahr noch süßlich und unkompliziert. Doch Werner hatte eine andere Idee: Er wollte Weine mit Charakter, Tiefe und Struktur. Er experimentierte mit Barrique-Fässern und langen Maischestandzeiten, was ihm anfangs viel Skepsis einbrachte. Aber seine unbeirrbare Leidenschaft und sein Talent haben ihn zu einem Wegbereiter gemacht.

Ich habe ihn immer sehr bewundert. Er war ein bescheidener, aber ungemein zielstrebiger Mensch mit einem feinen, trockenen Humor. Manchmal fragt man sich, woher diese Genies ihren Antrieb nehmen, aber Werner hat einmal gesagt: "Lieben und Singen kann man nicht erzwingen." Ein Satz, der seine Philosophie perfekt einfängt: Man kann die Natur nicht überlisten, aber man kann sie mit Leidenschaft begleiten.

Meine persönlichste Erinnerung an Werner Näkel reicht zurück zu seinem 40. Geburtstag, als ich die Ehre hatte, eine private Weinprobe mit ihm in seinem Keller zu haben. Unvergesslich bleibt die Probe seines 1992er Spätburgunder Weißherbst Eisweins direkt als Traubenmost. Ich durfte dabei sein, wie die Magie begann. Wir haben damals herumgepanscht wie die Weltmeister – einfach unvergesslich. Das war ein Moment, der die tiefe Bewunderung und den Respekt begründet, den ich bis heute für ihn empfinde.

Seine Töchter Meike und Dörte führen heute sein Erbe fort. Sie haben die besten Voraussetzungen, denn er hat ihnen nicht nur ein Weingut übergeben, sondern eine Philosophie: die Liebe zur Rebe, den Respekt vor der Region und den Mut, neue Wege zu gehen.

Werner Näkel hat mir und vielen anderen eine Tür geöffnet – zur Welt des Rotweins, zur Schönheit der Ahr und zu der Erkenntnis, dass wahre Größe oft mit einem Lächeln und einer gehörigen Portion Hartnäckigkeit erreicht wird.

Ruhe in Frieden, Werner. Danke für all deine Inspirationen. 

Detlev, der Weinflüsterer

Inhaber vom gandeshop.de

Kommentare