🎨 Die Farb-Revolution im Glas: Wie der Wein in 2500 Jahren schwarz wurde!
Hallo Weinfreunde, Historiker und Farbpsychologen im Glas! 👋
Heute beleuchten wir ein Thema, das so tiefgründig ist wie die Farbe eines Grand Cru aus dem Médoc: Die Geschichte der Weinfarbe!
Ein Blick zurück zeigt: Die Farbe des Weins war nie nur Zufall. Sie war ein Spiegelbild von Wirtschaft, Klasse und Mode. Wir beweisen heute, dass der Wein – genau wie die Gesellschaft – ein lebendes Wesen ist, das sich ständig anpasst, manchmal einen Schritt zurück macht, aber unaufhaltsam vorwärtsstrebt.
Die Renaissance des Rosé: Als Hell der Luxus war
Vergesst die tiefdunklen Rotweine des 21. Jahrhunderts. Für den Adel und das vermögende Bürgertum des Mittelalters und der Renaissance galt:
Der Vinum Clarum (Der helle Wein): Dies war das Zeichen höchster Qualität. Im 13. Jahrhundert servierten die Adligen stolz einen Wein, der "so klar wie Brunnenwasser" war. Ein heller, leicht bekömmlicher Wein, der pur getrunken wurde.
Der Trick der Fälscher: Undurchsichtiger Wein hingegen galt als minderwertig. Der grobschlächtige Vinum Rubrum (Rotwein) war dem Fußvolk vorbehalten, das ihn mit Wasser strecken musste. Um das zu kaschieren, half man mit Holundersaft nach, um ihn farbkräftiger zu machen. Farbe war lange Zeit ein Zeichen von Fälschung!
Der Wendepunkt: Klasse, Konkurrenz und der Kork
Erst im 17. Jahrhundert wendet sich das Blatt und Dunkelrot wird zur Mode. Warum?
Wohlstand: Der einfache Bürger konnte sich nun ebenfalls reinen Wein leisten – wollte aber nicht, dass sein Schoppen nach dem alten, hellen Vinum Clarum aussah.
Globale Konkurrenz: Dunkle, farbkräftige Kolonialgetränke wie Kaffee und Schokolade kamen auf den Markt und setzten einen neuen Standard für Farbkraft.
Die Kork-Revolution: Die Erfindung der Flasche und des Korkens erlaubte plötzlich eine längere Lagerung. Das machte kräftige, dunkle Weine geschmeidiger und eleganter – plötzlich war es möglich, Rotweine mit Maischekontakt zu keltern.
Das Ergebnis: Farbe wurde zum wichtigsten Qualitätsmerkmal – eine Mode, die uns bis heute begleitet.
Der Höhepunkt und die Gefahr: Die Parker-Ära
Der Trend zum Dunkelroten eskalierte im späten 20. Jahrhundert:
Farbe als Maßstab: Mit Robert Parkers Einfluss und seiner Erklärung des 1982er Bordeaux zum Jahrhundertjahrgang, wurden Masse, Feuer und extreme Farbe zum Maßstab des internationalen Erfolgs.
Die Forschung bestätigt: Ein Konsumententest von 2011 zeigte sogar, dass die Weine, die die tiefste Farbe hatten, subjektiv auch am besten bewertet wurden. Wir urteilen mit den Augen!
Der unliebsame Gast: Die Suche nach farbkräftigen Sorten führte im 19. Jahrhundert zur Einführung amerikanischer Reben (wie der Isabella) – und mit ihnen kam die Reblaus, die zur größten Katastrophe der Weingeschichte führte.
Detlevs Fazit: Die ewige Anpassung
Die Geschichte der Weinfarbe ist eine perfekte Metapher für den Wein selbst:
Wein ist ein lebendes Wesen, das sich im Laufe der Zeit immer wieder anpasst und weiterentwickelt.
Wir haben die Phase, in der Farbmangel das Ideal war, durchlaufen. Wir haben den extremen Wandel hin zur Schwarzfärbung erlebt, weil es die Mode und die Technik erlaubte. Wir haben gelernt, dass eine Entwicklung zwei Schritte vor und einen zurückgeht (Luxus wird verpönt, dann wieder hofiert, die Reblaus schlägt zu...).
Aber am Ende steht die Anpassung und das Vorwärts: Der moderne Weintrinker sucht heute neben der Wucht auch wieder vermehrt die Frische und Eleganz des Rosés – des hellroten Erbes der Antike.
Die Farbe des Weins wird sich weiterentwickeln, aber seine Seele bleibt die Summe seiner Geschichte, seines Terroirs und der menschlichen Neugier.
In diesem Sinne: Stoßen wir auf die ständige Evolution an! 🥂
Euer Detlev, der Weinflüsterer

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